Die Wissenschaft ist sich einig: Wir sehen uns einem nie da gewesenen globalen Notfall gegenüber. Wir befinden uns in einer selbstverursachten Situation, in der es um Leben und Tod geht. Wir müssen jetzt handeln.

“Wir befinden uns in einem Notfall, der den gesamten Planeten betrifft” Prof. James Hansen, früherer Direktor des NASA Goddard Instituts für Weltraumforschung

“Der Klimawandel ist ein medizinischer Notfall… Daher braucht es eine Notfallreaktion…“Prof. Hugh Montgomery, Direktor des University College London am Institut für Human Health und Performance, Lancet Commission Co-Chair 

“Dies ist ein Notfall und in Notfällen bedarf es einer Notfallreaktion.” Ban Ki-Moon, früherer UN Generalsekretär

Menschliche Aktivitäten fügen dem Leben auf dieser Erde irreversible Schäden zu. Ein Massensterben findet statt. Viele der heutigen Lebewesen könnten am Ende dieses Jahrhundert ausgestorben oder zum Aussterben verurteilt sein.


Unsere Atemluft, unser Trinkwasser, unser fruchtbarer Boden, unsere Nahrung und die Schönheit und Vielfältigkeit der Natur, die uns auch geistig und emotional gesund hält, all dies ist gefährdet durch die politischen und wirtschaftlichen Systeme, die unseren modernen, konsumorientierten Lebensstil aufrechterhalten und vorantreiben.

Wir müssen handeln, während wir es noch können. Was wir jetzt erleben, ist nichts im Vergleich dazu, was uns noch erwarten könnte.

Die Auswirkungen auf die globale menschliche Gemeinschaft könnten außer Kontrolle geraten, falls auf den Klima- und ökologischen Notfall nicht rechtzeitig reagiert wird.

  • Anstieg der Meeresspiegel
  • Fortschreitende Versteppung
  • Waldbrände
  • Wasserknappheit
  • Ernteausfälle
  • Extreme Wetterereignisse
  • Millionen von Flüchtlingen
  • Krankheiten
  • Steigendes Risiko von Kriegen und Konflikten

Jedoch scheitern unsere Vertreter in ihrer Pflicht, in unserem Sinne zu handeln. Die jetzigen Regierungssysteme sind durch die Konzentration auf Profit und ökonomisches Wachstum kompromittiert. Unsere Politiker können durch die Lobbyarbeit mächtiger Unternehmen beeinflusst werden, und die Medien sind durch eigennütziges Interesse an unternehmerischen Werbekunden eingeschränkt. So werden unsere demokratischen Werte untergraben.

Wir können uns jetzt den Luxus nicht mehr leisten, langsam und schrittweise zu handeln.

Wir müssen radikal und sofort damit beginnen, unsere Emissionen zu reduzieren und die Speicherung von Kohlendioxid zu verbessern, um dieses aus der Atmosphäre zu ziehen und einzulagern. Wir müssen auch die Industrie stoppen, die marine Lebensräume und Lebensräume an Land zerstört, im Angesicht dessen, dass die Artenvielfalt wesentlich für die Existenz jeglichen Lebens ist.

Nur eine friedliche, weltweite Mobilisierung im selben Ausmaß wie im zweiten Weltkrieg, kann uns noch eine Chance geben, das Schlimmste zu vermeiden und ein sicheres Klima wiederherzustellen.

Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist gewaltig, aber es hat auch zu anderen Zeiten gewaltige Veränderungen gegeben.

Lasst uns gemeinsam eine bessere Welt schaffen!

Die Warnungen

Wir sind immer und immer wieder gewarnt worden

1992

Die Vereinigung besorgter Wissenschaftler, einschließlich der lebenden Nobelpreisträger in den Naturwissenschaften, schrieben 1992 das Dokument “World Scientists’ Warning to Humanity”, in dem sie die Menschheit dazu aufriefen, die Umweltzerstörung einzudämmen und davor warnten, dass “eine gewaltige Veränderung im Umgang mit der Erde und dem Leben auf ihr von Nöten ist, wenn unfassbares menschliches Leid verhindert werden soll.” Sie zeigten schon damals, dass die Menschen auf Kollisionskurs mit der natürlichen Welt sind. Sie verkündeten, dass grundlegende Änderungen dringend notwendig sind, um die Konsequenzen zu vermeiden, die der jetzige Kurs bringen würde.

Die Autoren der Erklärung von 1992 fürchteten, dass die Menschheit die Ökosysteme der Erde so überstrapazieren würden, dass diese schließlich das Netz des Lebens nicht mehr erhalten können. Sie beschrieben, wie wir schnell an die Grenzen der Biosphäre gelangen, deren Überschreitung zu substantiellen und irreversiblen Schäden führen würde. Sie flehten darum, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und fossile Brennstofftechnologien auslaufen zulassen, Entwaldung zu reduzieren und den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten.

2017

2017 gab sich die Menschheit eine zweite Warnung. Über 15.000 Wissenschaftler unterschrieben einen neuen und mit noch mehr Nachdruck formulierten Brief, mit der Warnung “um weiter verbreitetes Elend und einen katastrophalen Verlust von Biodiversivität zu verhindern, muss die Menschheit nun eine umweltverträgliche und nachhaltige Alternative zum bisher Normalen praktizieren. Dieses Rezept war klar und deutlich von führenden Wissenschaftlern vor 25 Jahren artikuliert worden, jedoch haben wir uns in fast jeder Hinsicht nicht an ihre Warnungen gehalten. Die Zeit wird knapp, und bald wird es zu spät sein, um unseren derzeitigen katastrophalen Kurs noch zu korrigieren. Wir müssen in unserem täglichen Leben und unseren regierenden Institutionen erkennen, dass die Erde mit all ihrem Leben unser einziges Zuhause ist.”

2018

Ende 2018, [warnte uns] (https://www.un.org/sg/en/content/sg/statement/2018-09-10/secretary-generals-remarks-climate-change-delivered) der UN-Generalsekretär:

  • Die Menschheit und das Leben auf der Erde sehen sich nun einer ‘direkten existenziellen Bedrohung’ gegenüber
  • Die Welt muss schnell und umfassend reagieren um die globale Erderwärmung unter 1,5°C zu halten und um völlig katastrophale Auswirkungen auf das Leben auf der Erde zu verhindern.

Dies ist die letzte Warnung an uns - wir müssen jetzt handeln.

Die Luft

Treibhausgase

Unsere CO2-Emissionen steigen immer noch!

Mehr als die Hälfte aller industriellen Kohlendioxidemissionen seit Beginn der industriellen Revolution wurden seit 1988 freigesetzt” - Dr. Peter C. Frumhoff, Direktor für Wissenschaft und Politik der Union of Concerned Scientists

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Die Kohlendioxidkonzentrationen liegen auf einem Rekordhoch von 411 parts per million (ppm) (ein Anstieg von über 45% gegenüber dem vorindustriellen Niveau). Die Konzentrationen sind heute auf dem höchsten Niveau seit mindestens den letzten 3 Millionen Jahren (das heißt seit der Entwicklung des modernen Menschen auf diesem Planeten).

Um die Temperaturen zu stabilisieren, müssen die Netto-Emissionen auf Null sinken! Je länger wir warten, desto schwieriger wird dies. Leider haben wir durch jahrelange Verzögerung und Untätigkeit eine Krise erreicht, in der wir unsere Ziele nur erreichen werden, wenn wir dringende Sofortmaßnahmen ergreifen!

http://folk.uio.no/roberan/GCB2018.shtml

Unser Haus steht in Flammen

Menschliche Aktivitäten haben dazu geführt, dass die durchschnittliche Oberflächentemperatur des Planeten seit Ende des 19. Jahrhunderts um etwa 1,1°C gestiegen ist. Der größte Teil der Erwärmung erfolgte in den letzten 35 Jahren.

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Weltweit waren die letzten vier Jahre die heißesten seit Beginn der Messungen und die 20 heißesten Jahre lagen alle innerhalb der letzten 22 Jahre.

Mit zunehmenden Temperaturen weltweit nehmen extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Dürren zu. Wissenschaftler des UK Met Office, die die extreme Hitzewelle untersuchten, die Europa im Sommer 2003 heimgesucht hat (von der heute bekannt ist, dass sie 70,00 Menschen das Leben gekostet hat), kamen zu dem Schluss, dass “es sehr wahrscheinlich ist … dass der menschliche Einfluss das Risiko einer Hitzewelle, die diese Schwelle überschreitet, mindestens verdoppelt hat”. Wenn wir weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen, wird eine solche extreme Hitzewelle bis 2040 zu einem durchschnittlichen Sommer für Europa werden, und schon ab 2060 werden fast alle Sommer noch heißer sein als dieser. Wie diese Grafik zeigt:

Berechnungen zeigen weltweit, dass rekordverdächtige Extremtemperaturen durch die vom Menschen verursachte Erwärmung weitaus wahrscheinlicher werden (z. B. Syrien 2010; Korea 2013; Kalifornien 2014; UK 2018).

Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, wie tödliche Hitzewellen die Lebensqualität einer der bevölkerungsreichsten Regionen der Welt einschränken können. Die Schlussfolgerung: Die weitere Verbrennung fossiler Brennstoffe werde zu Hitzeextremen führen, die “die Schwelle überschreiten, die definiert, was chinesische Bauern bei ihrer Arbeit im Freien tolerieren können”.

Der Klimawandel zu deinen Lebzeiten …

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https://climate-life-events.herokuapp.com/

Luftverschmutzung

Im Jahr 2015 war Verschmutzung jeglicher Art verantwortlich für geschätzte 9 Millionen vorzeitige Todesfälle—16% aller Todesopfer weltweit. Damit ist Verschmutzung die größte umweltbezogene Ursache von Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen in der Welt.

Die überwiegende Mehrheit dieser Todesfälle ist auf Luftverschmutzung zurückzuführen, meistens durch Feinstaubpartikel, die tief in der Lugen eindringen können (bekannt als PM2.5). Kleine Kindern, Menschen mit bestehenden gesundheitlichen Problemen wie Asthma, sowie ältere Menschen sind besonders gefährdet. Insgesamt atmen heute neun von zehn Menschen verschmutzte Luft, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Es sind nicht nur Fahrzeug- und Industrieabgase, die diese Gesundheitskrise verursachen: schlechte Luft in Innenräumen kann ebenfalls tödlich sein. Weil es an sauberen Brennstoffen oder Strom mangelt, ist die Hälfte der Weltbevölkerung auf ineffiziente Festbrennstofföfen und Kerosinlampen angewiesen. Weltweit atmen 9 von 10 Menschen verschmutzte Luft ein, was jährlich 7 Millionen Menschen das Leben kostet. (Luftverschmutzung in der Umgebung: 4,2 Millionen Tote; Luftverschmutzung im Haushalt: 2,8 Millionen Tote)

Natur: Die Biosphäre

Massensterben

Der Bericht des Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) 2019 zeigt, dass der Verlust der Artenvielfalt eine ebenso große Bedrohung darstellt wie der Klimawandel. Wir sind ein Teil der natürlichen Welt, und sind für unser Überleben auf diese angewiesen.

Die “biologische Auslöschung” von Flora und Fauna in den letzten Jahrzehnten bedeutet, dass das Sechsten Massensterben in der Geschichte unseres Planeten bereits in vollem Gange ist.

Das Vereinigte Königreich, zum Beispiel, gehört dem Bericht ‘State of Nature’ aus dem Jahr 2016 zu den Ländern, in denen die Natur bereits am meisten dezimiert ist. Eine von fünf Säugetierarten in Großbritannien ist vom Aussterben bedroht; und die Bestände an Igeln und Wühlmäusen sind in den vergangenen 20 Jahren um beinahe 70% zurückgegangen. Eine weitere Veröffentlichung des British Trust for Ornithology besagt, dass mehr als ein Viertel aller britischen Vogelarten bedroht ist, darunter der Papageientaucher, die Nachtigall, und der Brachvogel. Europaweit ist die Anzahl an Vögeln in landwirtschaftlich genutzten Gebieten in den vergangenen 30 Jahren um 55% gefallen.

Weltweit sterben Tierarten bis zu 1000-mal schneller aus als es in der Geschichte unseres Planeten normalerweise zu erwarten wäre. Die unmittelbaren Ursachen des Verlusts der Artenvielfalt sind Veränderungen der Lebensräume, Raubbau, die Einführung invasiver Arten, Nährstoffüberlastung, und Klimawandel.

Der letzte ‘Living Planet Index’ zeigt einen durchschnittlich 60%igen Rückgang der Populationen von tausenden von Wirbeltierarten weltweit zwischen 1970 und 2014.

[Mehr als ein Viertel der ca. 100.000 Tierarten, die von der ‘International Union for the Conservation of Nature’ untersucht wurden, sind vom Aussterben bedroht] (https://www.iucnredlist.org/). Das bedeutet 40% aller Amphibien, 25% aller Säugetiere, 34% aller Nadelhölzer, 14% aller Vögeln, 33% aller riffformenden Korallen, und 31% aller Haie und Rochen.

Korallenriffe erleiden ein Massensterben auf Grund der Erwärmung der Meere. Dieses Absterben tritt mit zunehmender Häufigkeit auf, am Great Barrier Reef in Australia z.B. in den aufeinanderfolgenden Jahren 2016 und 2017. Prognosen zufolge werden bei 2°C Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter solche Hitzewellen jährlich auftreten, wodurch Korallenriffe funktionell aussterben würden.

In 20 Jahren wird jeder Sommer zu heiß für Korallen sein. Als wichtiger Bestandteil von tropischen Riffsystemen werden sie bis 2040-2050 völlig verschwinden. Man könnte schwerlich etwas anderes behaupten’ – [Prof. Ove Hoegh-Guldberg], (https://www.newscientist.com/article/mg22630160-300-soon-every-summer-will-be-too-hot-for-corals/) Direktor des Global Change Institute an der University of Queensland.

Massensterben von Insekten

Der katastrophale Rückgang der globalen Insektenbestände hat tiefgreifende Konsequenzen für die Nahrungskette und die Bestäubung von Anbaupflanzen.

Es gibt eindeutige Belege dafür,, dass die Bestände zahlreicher Insektenarten vielerorts stark zurückgehen und bedroht sind. Sie stehen mehrfach unter Druck durch den Verlust ihrer Lebensräume, Chemikalien aus der Landwirtschaft, invasive Tierarten, und den Klimawandel.

Eine Bestandsüberwachung, die in Deutschland über 27 Jahre hinweg durchgeführt wurde, beobachtete eine dramatische Abnahme der Biomasse von fliegenden Insekten.

Eine neue von niederländischen Wissenschaftlern durchgeführte Untersuchung ergab, dass Schmetterlingspopulationen in den vergangenen 130 Jahren um mehr als 80% gefallen sind. In ihren Schlussfolgerungen schrieben die Autoren, die industrielle Landwirtschaft ließe schlicht und einfach kaum noch Lebensraum für die Natur übrig.

‘Dies sollte für uns alle Anlass zu großer Sorge, denn Insekten bilden das Zentrum des ökologischen Netzes, sie befruchten den Großteil aller Pflanzenarten, erhalten die Gesundheit der Böden, recyceln Nährstoffe, kontrollieren Schädlinge, und vieles mehr. Ob wir sie mögen oder nicht - wir können nicht ohne Insekten überleben!’ – Prof Dave Goulson, University of Sussex

Nahrung

Eine der führenden medizinischen Zeitschriften der Welt, The Lancet, hat einen großen Bericht veröffentlicht, der zu dem Schluss kommt, dass der Klimawandel „die größte globale, gesundheitliche Bedrohung des 21. Jahrhunderts“ ist, sowohl wegen der direkten Auswirkungen von extremem Wetter, als auch indirekt durch die Gefährdung der sozialen und ökologischen Systeme, die unsere Lebensgrundlage darstellen.

Nahrungsunsicherheit

Häufigere und heftigere Wetterextreme, darunter Trockenheiten und Überschwemmungen, wirken sich auf die Lebensmittelproduktion aus, während steigende Temperaturen einen erhöhten Wasserbedarf im landwirtschaftlichen Sektor nach sich ziehen.

„Der Einfluss des Klimawandels auf die Landwirtschaft ist bereits sichtbar. Wir haben untersucht, bis zu welchem Grad wir uns an den Klimawandel anpassen können. An vieles können wir uns bereits bei 2 °C nicht anpassen. Bei 4 °C sind die Auswirkungen aber so stark, dass wir uns gar nicht anpassen können“ – Dr. Rachel Warren, Universität von Ostanglien.

Die Anzahl klimabedingter Wetterkatastrophen wie extreme Hitze, Trockenheiten, Überschwemmungen und Stürme, hat sich seit den frühen 90er Jahren verdoppelt. Durchschnittlich 213 solche Ereignisse haben in der Periode von 1990 bis 2016 jährlich stattgefunden. Diese schädigen die landwirtschaftliche Produktion und tragen so zu Nahrungsmittelengpässen bei, was wiederum zu Sprüngen von Lebensmittelpreisen, Einkommensverlusten und damit auch verringertem Zugang zu Nahrung führt.

Menschen in 51 Ländern und Territorien sind von akuter Nahrungsunsicherheit betroffen, oder schlimmer, bedürfen sofortiger Hilfeleistungen.

  • 2015: 80.000.000 Menschen
  • 2016: 108.000.000 Menschen
  • 2017: 124.000.000 Menschen

Das Risiko, dass zur gleichen Zeit mehrere wichtige Weltregionen der Lebensmittelproduktion von extremen Wetterbedingungen betroffen sind, kann sich bis 2040 verdreifachen (ein Ereignis, das bis jetzt alle hundert Jahre vorkam, kann dann alle 30 Jahre vorkommen).

Vor kurzem kam eine Untersuchung über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsmittelproduktion in den vier größten Mais-exportierenden Ländern, aus denen momentan über 85% der globalen Maisexporte kommen, zu dem Schluss, dass „die Wahrscheinlichkeit, dass diese Länder in einem Jahr gleichzeitig Verluste von über 10% erleiden, derzeit kaum gegeben ist, bei einer Erwärmung von 2 °C aber auf 7% steigt, und bei einer Erwärmung von 4 °C auf 86%“.

Wasser

Trockenheit und Wasserknappheit

Die Wasserentnahme ist im zwanzigsten Jahrhundert fast doppelt so schnell wie die Bevölkerung angestiegen.

Der globale Wasserkreislauf intensiviert sich auf Grund des Klimawandels, indem feuchte Regionen generell feuchter werden, während trockene Regionen noch trockener werden. Ein UN-Report von 2018 stellt heraus, dass momentan geschätzte 3,6 Milliarden Menschen (fast die Hälfte der Weltbevölkerung) in Gegenden leben, in denen mindestens in einem Monat pro Jahr Wasserknappheit herrschen kann, und dass dieser Anteil bis 2050 auf 4,8 bis 5,7 Milliarden anwachsen kann.

Steigende Temperaturen werden bis zum Ende des Jahrhunderts mindestens ein Drittel der Gletschermasse des Himalaya zum schmelzen bringen, selbst wenn wir den Temperaturanstieg auf 1.5 °C begrenzen können. Schmelzende Gletscher in den Anden und im Himalaya bedrohen die Wasserversorgung hunderter Millionen Menschen in diesen Regionen.

Eine schlimme Trockenheit führte 2018 in Kapstadt dazu, dass strenge Wasserregulierungen eingeführt wurden. Die Stadt war nur Tage von dem Punkt entfernt, “Tag 0” gennant, an dem die städtische Wasserversorgung abgeschaltet worden wäre. Klimawissenschaftler haben berechnet, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit einer so starken Trockenheit bereits jetzt von einmal alle 300 Jahre auf einmal alle 100 Jahre erhöht hat. Bei einer Erwärmung von 2 °C wird eine solche Trockenheit circa einmal alle 33 Jahre passieren.

Steigender Meeresspiegel

Der Meeresspiegel steigt in den letzten Jahrzehnten schneller an. Der Anstieg des Meeresspiegels ist hauptsächlich durch zwei Faktoren bedingt, die mit globaler Erwärmung zu tun haben: das zusätzliche Wasser von schmelzenden Eisdecken und Gletschern, sowie die Ausdehnung des Meerwassers durch seine eigene Erwärmung. Der steigende Meeresspiegel wird überall auf der Welt tiefliegende Regionen, Inseln und Küstenstädte überfluten.

Währende des Anstiegs des Meeresspiegels in den kommenden 15 bis 30 Jahren wird es viel häufiger Überflutungen geben, die die Lebensbedingungen an den Küsten stark beeinträchtigen werden, und einige Regionen sogar unbewohnbar machen werden - alles im Zeitrahmen eines typischen Immobilienkredits.

Eine Erwärmung um 2 °C droht Regionen zu überschwemmen, in denen zur Zeit 130 Millionen Menschen leben, während bei einer Erwärmung um 4 °C die derzeitige Heimat von 470 bis 760 Millionen Menschen von Überflutung betroffen sein könnte.

Die Eisschilde der Antarktik und Grönlands haben seit 2002 an Masse verloren. Das Verschwinden beider Eisschilde hat sich seit 2009 beschleunigt. Die Antarktis verliert jetzt jährlich sechs mal soviel Masse wie noch vor 40 Jahren.

2014 hat ein Team der NASA herausgefunden, dass in Teilen der westlichen Antarktis bereits ein von ihnen sogenannter „unaufhaltsamer Zusammenbruch“ begonnen hat, durch den allein ein Anstieg des Meeresspiegels um mindestens einen Meter unaufhaltsam sein wird. Wenn wir die Erwärmung fortschreiten lassen, werden wir den Kollaps von weiteren Eisschilden anstoßen.

„Das arktische Eis schmilzt schneller, und der Meeresspiegel steigt schneller als wir erwartet hatten. Leider zeigen unsere Daten jetzt, dass wir die Klimakrise in der Vergangenheit unterschätzt haben.“ Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane

Übersäuerung der Ozeane

Der Säuregehalt der Ozeane ist bereits um 30% gestiegen, da die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen die Chemie des Meerwassers verändert. Bei unserer derzeitigen Vorausberechnung der Emissionen wird der pH-Wert der Ozeane im Jahr 2100 einen Anstieg des Säuregehalts um 150% verzeichnen! Die dadurch im Wasser fehlenden Mineralien werden das Wachstum von Korallenriffen und Krustentieren unterbrechen. Die Ozeane werden sich in einem Zustand befinden, wie seit 14 Millionen Jahren nicht mehr.

Die derzeitige Versäuerung der Ozeane schreitet ungefähr zehn mal so schnell voran als das je in den letzten 300 Millionen Jahren der Fall gewesen wäre, was eine Anpassung der Ozeane an die veränderten Bedingungen stark erschwärt.

Meereis

Das Arktische Meereis geht momentan um 12,8% pro Dekade zurück.

Für die Mitte dieses Jahrhunderts wird ein fast vollständiges Abtauen des Arktischen Ozeans im Sommer vorhergesagt.

„Wir könnten die sommerliche Eisdecke bereits 2030 verlieren. Das ist viel früher als alle bisherigen Klimasimulationen bisher vorausberechnet hatten.“ – Prof. Mark Serreze, Direktor des National Snow and Ice Data Centre

Wissenschaftler untersuchen jetzt einen möglichen Zusammenhang zwischen den riesigen Veränderungen in der Arktis und Veränderungen des Jetstream, sowie der Zunahme von extremen Wetterkonditionen in niedrigeren Breitengraden.

Wasserverschmutzung

Nitrate aus der Landwirtschaft sind zu den am häufigsten vorkommenden Verunreinigungen in den weltweiten Grundwasserreservoirs geworden. Diese Schadstoffe können einen dramatischen Einfluss auf aquatische Ökosysteme haben. So hat zum Beispiel die Eutrophisierung auf Grund von erhöhtem Nährstoffgehalt in Seen und Küstengewässern Auswirkungen auf die Biodiversität und die Fischerei. Tote Zonen im Ozean, in denen das Wasser keinen Sauerstoff mehr enthält, und die dort lebenden Organismen ersticken, haben sich seit 1950 vervierfacht.

Erde

Wir verlieren unseren Mutterboden

Mehr als 95% unserer Nahrung kommt aus dem Boden. Es dauert ungefähr 500 Jahre, bis sich unter normalen, landwirtschaftlichen Bedingungen eine 2,5 cm dicke Schicht Mutterboden bildet. Erosion und Bodenabtrag haben durch menschliche Aktivitäten wie Entwaldung zugunsten von Landwirtschaft, Überweidung und den Einsatz von Chemikalien stark zugenommen.

Weltweit sind 50% des Mutterbodens in den letzten 150 Jahren verloren gegangen, was in erhöhter Umweltbelastung, Überflutung und Desertifikation resultiert. Allein von Desertifikation sind momentan über 2,7 Milliarden Menschen betroffen.

Es wird vorausgesagt dass Bodenzersetzung und Klimawandel um das Jahr 2050 herum das Wachstum von Nutzpflanzen global um 10% und in einigen Regionen um 50% reduzieren werden. Regenwürmer können den Verlust von Mutterboden nicht ausgleichen, da auch sie in intensiv genutzten Agrarflächen um 80% oder mehr zurückgehen werden. Viele Arten von Würmern sind ausgestorben, und viele andere befinden sich auf dem Weg dorthin.

Die derzeitige landwirtschaftliche Praxis hat unsere Böden saurer gemacht, der pH-Wert ist weltweit in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 0,26 angestiegen. Gleichzeitig führt die Grundwasserberieselung zu erhöhtem Salzgehalt. Neue Vorhersagen warnen davor, dass 50% aller bewirtschaftbaren Flächen um 2050 von erhöhtem Salzgehalt betroffen sein werden.

Die Dringlichkeit

Schneller als erwartet

Wissenschaftliche Veröffentlichungen neigen dazu, die Heftigkeit der Bedrohungen, und das Tempo, mit dem sie sich entwickeln, zu unterschätzen.

„Der Klimawandel beschleunigt sich schneller und gefährlicher als die meisten von uns Wissenschaftlern erwartet hatten, oder als der IPCC es in seinem Report von 2007 dargestellt hat.“ Sir John Houghton, ehemaliger Stellvertretender Leiter des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), ehemaliger Generaldirektor des UK Meterological Office - 2008

„Alle von uns erwarteten Auswirkungen des weltweiten Klimawandels durch Treibhausgase treffen nicht nur ein, sie passieren auch schneller als irgendjemand es erwartet hat.“ John Holdren, Berater für Wissenschaft und Technologie für US-Präsident Barack Obama, Direktor des Woods Hole Research Center - 2010

„Wir beobachten einen Anstieg von extremen Wetterereignissen, der weit über das hinausgeht, was in der Vergangenheit erwartet oder hochgerechnet wurde. Wir erkennen, dass es Faktoren gibt, die uns noch nicht bewusst waren, und die die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels verstärken könnten… Die Wissenschaft kommt mehr und mehr zu dem Schluss, dass viele der Auswirkungen früher und mit größerer Heftigkeit eintreffen, als sie vorausgesagt wurden.“ Michael Mann, Penn State - 2017

Wir haben keine 30 Jahre, um das zu verhindern. Gründe warum wir NICHT 2050 fordern.

Es gibt keine Garantien, wenn es um etwas so komplexes geht wie die Vorhersage der Auswirkungen von Klimaveränderungen. Sich ein Ziel in der fernen Zukunft zu setzen ist, als ob man sich genau überlegt, wann man eingreift, während man Kinder neben einem Abgrund spielen sieht. Wenn eine Katastrophe unmittelbar bevorsteht, rechnet man nicht aus, wie lange man noch warten kann, bevor man reagiert. Sondern man tut alles was man kann, um zu intervenieren, und zwar sofort - auch bekannt als das Vorsorgeprinzip. Je länger wir warten, um tiefgreifende und umfassende Maßnahmen zu treffen, desto größer wird das Risiko, dass wir Rückkoppelungen anstoßen, und unaufhaltsam auf eine „Treibhaus-Erde“ zusteuern.

Natürlich hätten wir es nie soweit kommen lassen dürfen. Noch schlimmer ist es, zu realisieren, dass über die Hälfte der Emissionen in den letzten 25 Jahren ausgestoßen wurden, während unsere Regierungen darüber geredet haben, wie man mit dem Problem umgehen kann. Der Regierung darf es nicht erlaubt werden, das Problem weiter auf die lange Bank zu schieben, indem das Datum für die Dekarbonisierung auf 2050 gesetzt wird. Wir müssen jetzt handeln. Das Ziel 2025 zwingt uns dazu, während 2050 uns zu einer düsteren Zukunft verdammt.

Je schneller wir handeln, desto besser. Es ist bereits zu spät, um große Zerstörung und den Verlust von Leben aufzuhalten. Trockenheiten, Fluten, Waldbrände, Taifune und Wirbelstürme, die heftiger und häufiger denn je auftreten, und aus dem Klimazusammenbruch und letztlich unserem Lebenswandel resultieren, töten bereits jetzt Menschen und zerstören Gemeinschaften. Die Frage ist jetzt, ob wir rechtzeitig handeln können um den Schaden zu begrenzen - und damit hoffentlich die schlimmsten Horrorszenarien vermeiden können. Die meisten Anhaltspunkte sprechen dafür, dass wir dafür gerade noch Zeit haben. 2050 ist eine Generation zu spät. Das wäre unverzeihlich, und wahrscheinlich ganz und gar katastrophal.